LCS - LCS-History

Laverda des Monats

April 2004

Laverda 750 S Jg. 98 von Thomas Amiet

Bericht: Thomas Amiet


Bei diesem Motorrad handelt es sich um die erste 750er Zanè-LAVERDA, die im Juni 1998 in die Schweiz gekommen ist. Hansruedi Möri, der langjährige Importeur unserer Traumbikes, hat sie für sich selber und als Vorführtöff für Probefahrten eingelöst. Als 750 S-Modell hatte sie eine Halbschale und war rot lackiert mit silbernen Felgen. Die grösste Neuheit an den 750ern war sicher die Wasserkühlung, während der moderne Alurahmen, Benzineinspritzung und Kennfeldzündung bereits an anderen Zanè-Modellen verbaut wurden. Vom Feinsten sind die Fahrwerkskomponenten wie die Paioli Upside-Downgabel, die Marchesini-Felgen, die Bremsanlage von Brembo und auch die Hinterradschwinge aus Alu mit dem zentralen Federbein von Paioli, sowie der Alurahmen. Über den Motor streiten sich die Geister: Während die Fans von 4-zylindrigen Drehorgeln oder von V2-Alltagskost den 2-Zylinder-Paralleltwin als veraltet belächeln, freuen sich die Laverdisti über den unvergleichlichen Sound dieses Motors. Besonders zwischen 6000 und 8000 Umdrehungen/Min. vollführt er ein herrliches Konzert. Dank der Ausgleichswelle läuft er oberhalb von 3500 Umdrehungen/Min. sehr kultiviert. Einzig ein gewisses Ruckeln unterhalb von 3000 Umdrehungen/Min ist etwas störend; denn "Dampf" hätte er da bereits recht viel.

Im Jahre 2001 hätte die 750 S vollverschalt in dunkelblauer Lackierung mit orangefarbenen Felgen erscheinen sollen. An der Züspa in Zürich war sie ausgestellt und auch ich habe sie dort bewundert. Infolge der Übernahme der Marke LAVERDA durch Aprilia wurde dieses Projekt aber leider nicht mehr realisiert. Dies hat wohl auch Hansruedi Möri bedauert, jedenfalls hat er kurzentschlossen seiner roten Maschine eine Vollverschalung verpasst und sie blau-metallisé umlackiert, die Felgen orangefarbig. Im Weiteren hat er dem Vorderrad einen Kotflügel aus edlem Karbon gegönnt.

... wohl eine der letzten richtigen Laverda's
mit Zusatzarmaturen, Batteriemonitor und Thermometer
die exquisiten vorderen Brembos mit der voll einstellbaren Paioli-Gabel und verziert mit Kohlefaser

Als der neue LAVERDA-Importeur die ganzen Töffbestände regelrecht "verkitschte" und es sich abzeichnete, dass es wohl bald keine neuen "echten" LAVERDAs mehr geben würde, wollte ich mir auch eine sichern, obwohl ich sonst eher ein "Classic Biker" bin. Im Internet habe ich darauf die blau-orangene 750 S von Hansruedi Möri gesehen, die fast genauso aussah, wie der Prototyp damals an der Züspa. Wahrscheinlich bekam ich vor dem Bildschirm wieder dieselben glänzenden Augen und eine Woche später habe ich sie in Aarberg geholt und bin mit ihr bei – 5°C ins Baselbiet gefahren. Das war im November 2001 und seither steht dieses wunderbare Einzelstück zu meiner grossen Freude bei mir.

Ein kleiner Schwachpunkt ist der Lichtmaschinenregler. Zum Einen ist er zu schwach dimensioniert für ein Töff mit Doppelscheinwerfer, zum Andern ist er hinten unter der Verkleidung völlig falsch platziert. Denn ohne kühlenden Fahrtwind überhitzt er hoffnungslos und stellt eines Tages seinen Betrieb ein. Ich habe bei meinem Bike einen stärkeren Regler der Firma "Silent Hektik", der bis 30 Ampère Ladestrom verkraftet, vorne vor den Wasserkühler montiert (Schnyder Corse importiert diese Regler). Dort hängt dieses Teil schön im Fahrtwind und wird kaum handwarm.

Fast zur selben Zeit, im Herbst 2001, schenkte sich ein anderer grosser LAVERDA-Fan aus Arlesheim eine Formula 750. Als ich ihn fragte, wie sie läuft, meinte er in seinem ausgeprägten "Baseldytsch": "Doch, doch, si lauft ganz guät, d’ Hindernis kömmä eim schnäll entgägä!" Dem ist nichts weiter beizufügen!


Technische Daten
Motor Zweizylinder-Viertaktmotor, DOHC, 4 Ventile/Zylinder. elektronische Einspritzung und Kennfeldzündung von Weber-Marelli, Wasserkühlung, Ausgleichswelle
Bohrung x Hub 83 x 69 mm
Leistung 85 PS bei 9200/min
Hubraum 747 cm3
Fahrwerk Alurahmen, Vorne Teleskopgabel Paioli Upside-down, hinten Aluschwinge mit zentralem Federbein von Paioli.
Bremsen und Räder Vorne doppelte Scheibenbremse 320mm mit 4 Kolbenzangen, hinten Scheibenbremse 245mm mit 2 Kolbenzange, v. Marchesini Felge 3.50 x 17, h. 5.00 x 17, Reifen v. 120/60 ZR 17, h. 160/60 ZR 17
Abmessungen Leergewicht 185 kg, Tank 19 l.
Getriebe 6 Gänge, Kupplung hydraulisch
Hersteller Moto Laverda, Zané/Italien. Gebaut 1998,
Besitzer Thomas Amiet, 4436 Oberdorf


Publiziert am Donnerstag, 1. April 2004