Laverda des Monats
Februar 2009
LAVERDA 100 GT 1958 von Bruno Schleiss
Bericht: Bruno Schleiss
Aus dem hässlichen und vernachlässigten Entlein ist zwar kein Schwan geworden, eine gut aussehende Ente aber in jedem Fall. Nach gut zwei Jahren Bauzeit ist es soweit, als erste "LAVERDA 100 Gran Turismo" hat sie die Hürden der Schweizer Zulassung überwunden und wartet nur noch auf den Frühling, um allen ihre Schönheit auf der Strasse zu zeigen.
Zunächst schien es gerade mal zwei Tage zu dauern, um die GT in ihre Einzelteile zu zerlegen, dabei Notizen und Fotos zu machen, um sie auch wieder zusammenbauen zu können. Nach dem Sandstrahlen und Spritzverzinken waren schon bald alle zu lackierenden Teile auf dem Weg nach Italien. Wer anders als Leonzi Rosa, der ehemalige Laverda Lackierer aus den 50- und 60er Jahren, kennt die original Farbzusammensetzung und ist mit seinen über 70 Jahren noch in der Lage, einen GT Tank so zu malen?
Illusion und Wahrheit, Schein und Sein, Hoffnung und Realität, zwischen all diese Wörtern liegen Abgründe. Die Hoffnung, dass an einem laufenden Motor ausser einem neuen Kolben und einer damit verbundenen Reinigung nicht viel fehlte, war eine Illusion. Der Schein trügt und die Realität ist manchmal grausam. Ein jeder Zahnarzt würde starken Karies-Befund attestieren, das Fehlen ganzer Zähne an Kurbel- und Nockenwelle wie auch beim Kickstarter waren für mich niederschmetternd. Auch der Rest der Innereien war in einem verwahrlosten Zustand, ausser den Gehäuseteilen war nicht mehr viel vom Motor zu gebrauchen.
Ich war nahe daran aufzugeben, die bereits getätigten Investitionen als Totalverlust abzuschreiben und Konkurs anzumelden.
Nein, es war nicht der Staat, der mich vor diesem Abgrund rettete, indem er eine "Bad Material Bank" eröffnete, um mir die wertlosen Teile abzunehmen, damit ich diese aus der Bilanz streichen konnte, wie er es mit den faulen Papieren der Banken momentan macht, es war Cor Dees aus Holland. Er machte mir wieder Mut, suchte in seinem Lager nach Ersatzteilen und lud mich nach Holland ein, um mir beim Zusammenbauen des Motors zu helfen. Wenn ich ehrlich bin, so habe ich mehr zugeschaut als geholfen. Danke Cor für die drei herrlichen Tage, deine Hilfe und die grosszügige Gastfreundschaft.
Voll Freude machte ich mich auf die Heimreise, bis mich an der holländisch/deutschen Grenze die Zollkontrolle von der Autobahn nahm. Stress: Wenn die jetzt nur nicht von mir verlangen, den Motor nochmals zu öffnen, um sicher zu gehen, dass ich da drin keine Drogen schmuggle! Es war halb so wild, die Grenzer waren entzückt von dem kleinen 100cc Laverda Aggregat und liessen mich weiterfahren.
Motor gut, alles gut, diesen dämlichen Spruch kennen wir doch in etwas abgeänderter Form aus der Werbung. Dank den vielen Fotos, die ich beim Zerlegen geknipst hatte, klappte der Aufbau rund um den Motor ganz ordentlich.
All die fehlenden Teile wie Zahnkranz, Federbeine, Sattel, Auspuff und viele Kleinteile mehr konnten von Jörg Strehler und Roberto Zgraggen dank ihren guten Verbindungen nach Breganze beschafft werden. Meine Unkenntnis der Fahrzeugelektrik wurde bravourös durch Louis Metzger gelöst. Ihnen und Toni Burch (Moto Burch Sarnen), in dessen Garage ich all die Arbeiten erledigen konnte, gehört mein besonderer Dank.