LCS - Erinnerungen

Treffen des Moto Club LAVERDA Breganze

Samstag, 13. Juli bis Sonntag, 14. Juli 2013
Text: Thomas Amiet und Jörg Strehler, Fotos: Thomas Amiet


Der 2008 als Nachfolger des seit den frühen 50iger Jahren bestehenden "Motoclub Breganze" gegründete "Moto Club Laverda Breganze" richtete am 13./14. Juli 2013 seinen 2° Motogiro "d'Eccellenza" aus. Trotz der intensiven Werbung, welche Jörg "Giorgio" Strehler für diesen Anlass machte, fanden sich aus den Reihen des LCS in diesem Jahr nur vier Leute, welche die Reise nach Breganze unter die Räder nahmen. Es waren dies Jörg Strehler, Werner Jost, Arwed Bufe und Thomas Amiet.

Treffpunkt für die gemeinsame Hinfahrt war die Raststätte Heidiland kurz vor der Ausfahrt Landquart. Am Freitagabend um 18:30 Uhr fuhren wir los über den Flüela- und Ofenpass nach Glurns, wo wir übernachteten. Am Samstag gings weiter durch das Vinschgau, wo wir in Meran die Autobahn bis Rovereto nahmen. Da wir an der Ausfahrt, die um 14:00 Uhr angesagt war, teilnehmen wollten, entschieden wir uns für die schnelle Route über die Autobahn. Von Rovereto nahmen wir den landschaftlich und fahrerisch wunderschönen Weg über den Pian delle Fugazze-und die Valli del Pasubio. Um ca. 13:00 Uhr trafen wir in Breganze ein, wo wir von den italienischen Freunden herzlich begrüsst wurden. Nach einem kurzen Imbiss gings dann auf eine kleine Ausfahrt in die gebirgige Region Sette Comuni di Asiago nördlich von Breganze, wo wir in einer Waldlichtung bei "Brunos Rifugio" ein feines Zabig mit Käse, Speck und Salami offeriert bekamen.

Das Nachtessen fand in der grossen Sporthalle nahe der Piazza Mazzini statt. Dort war auch eine schöne Ausstellung von vielen verschiedenen Laverda-Modellen zu geniessen. Das Essen war sehr gut, die Tanzdarbietungen, je nach Geschmack, wahrscheinlich auch (aber davon verstehe ich zu wenig). Hingegen war die Musik definitiv viel zu laut, und Erholungspausen für die Ohren gab es kaum. Eine Konversation war schlicht unmöglich. So machten wir uns kurz vor Mitternacht auf den Weg ins Hotel. Werner, Arwed und Thomas wohnten im Albergo Pedrocchi in San Giogio di Perlena, Jörg wohnte privat bei Dario Fabris, dem ehemaligen Chef der Qualitätssicherung bei Moto Laverda.

Am Sonntag traf man sich wieder beim Oratorio Don Bosco. Als erstes stand die Besichtigung der Laverda-Landmaschinenfabrik auf dem Programm. In der schönen grossen Empfangshalle, wo moderne Architektur und alte bestehende Gebäudeteile aus rotem Backstein und alten Holzbalken geschmackvoll kombiniert wurden, zeigte man uns anhand einer Leinwandprojektion die Geschichte des Unternehmens. Danach konnten wir die Montagehallen und das Entstehen der modernen Mähdrescher und die Fertigung der vielen Einzelbestandteile bestaunen. Anschliessend wurden wir in der grossen Empfangshalle mit einem sehr feinen Mittagessen verwöhnt. Auf der grossen Leinwand konnten wir sogar noch das Moto-GP-Rennen mitverfolgen, welches Rossi zum Verdruss der anwesenden Italiener leider nicht gewinnen konnte. Am Nachmittag hatten wir Gelegenheit, die Weinkellerei Maculan zu besichtigen. Neben der obligaten Degustation von verschiedenen Weinen zeigte uns der Geschäftsführer den ganzen Betrieb, wobei Jörg als Dolmetscher amtete. Das Abendessen durften wir spontan im schönen Garten von Dario Fabris einnehmen, von wo aus man eine wunderbare Aussicht über die gesamte Po-Ebene von Venedig, über Vicenza bis Schio hat. Es gab feine Bruschette und Rotwein.

Am Montagmorgen besuchten wir den Laverda-Ersatzteilpapst Giuseppe "El Bepi" Andrighetto, der in Maragnole seine Werkstatt hat. Bepi zeigte uns diverse Teile, die er selber nachfertigt oder nachfertigen lässt. Sein Bruder Sergio war gerade mit der Nachfertigung von Polyesterteilen beschäftigt. Nach dem Besuch bei Bepi machte sich Werner Jost aus terminlichen Gründen auf den Nachhauseweg Richtung Zürich. Um 12:00 Uhr mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig zu Gianni und Lucia Radin zu kommen, denn sie hatten uns freundlicherweise zum Mittagessen eingeladen. Gianni grillierte fein gewürzteT-Bone-Steaks und Lucia verwöhnte uns mit Salat, frittierten Zucchettiblüten im Teig, gegrillten Auberginen und Zucchetti. Es war traumhaft, herzlichen Dank! Am Nachmittag fuhren wir noch ins Dörfchen Laverda, wo Arwed bei Renzo Zanin einige Teile für seine 75er besorgen konnte.

Einer der Höhepunkte unserer Reise war das Abendessen mit einigen noch lebenden Abteilungsleitern von Moto Laverda. Jörg Strehler hat diese zum Teil über Achtzigjährigen ehemaligen Angestellten zu einem Nachtessen eingeladen. Zudem führte er mit jedem einzelnen ein Interview. Sie erzählten zum Beispiel wann sie bei Moto Laverda angefangen hatten, was genau ihre Aufgabe war, was das Besondere am Firmengründer Dottor Franceso war, wie die Laverda Motorräder entstanden und noch vieles mehr. Worüber sich alle einig waren, war, dass sie gerne bei Laverda gearbeitet haben. Arwed und Thomas haben die Interviews jeweils gefilmt. Zu den prominentesten Interviewpartnern gehörten Piero Laverda, Peppi Mambrello (der allererste Angestellte nach Cheftechniker Luciano Zen), die Brüder Valentino und Cipriano Bonato, Bepi Andrighetto, Giorgio Trevisan, Antonio Cavazzin, Fernando Capellotto ( langjähriger Versuchsmechaniker und Testfahrer), Giuliano Goco, Mariano Fioravanzo, unserem Freund Gianni Radin , sowie Dario Fabris etc. Es ist geplant, dass Jörg Strehler mit diesem und weiterem Film-Material einen DVD-Film machen wird. Herzlichen Dank an Jörg Strehler für die Idee, die ehemaligen Laverda-Mitarbeiter zu einem Nachtessen einzuladen und diese Interviews zu führen. Denn in Anbetracht des Alters vieler dieser Leute bleibt dafür nicht mehr so viel Zeit. Mit diesen Menschen stirbt auch deren Wissen und Erinnerungen an die Zeit, als in Breganze unsere wunderbaren, weltberühmten Maschinen entstanden.

Leider mussten wir uns am Dienstag wieder auf den Heimweg machen. Via Asiago, Passo Vezzena und die Kaiserjägerstrasse erreichten wir Mezzalombardo. Von dort ging es über den Tonale-Pass nach Edolo, dann über den Aprica-Pass nach Tirano. Der weitere Heimweg führte uns über den Bernina- und den Julierpass zurück in die Nordschweiz. Mit dem Wetter hatten wir ausserordentlich Glück, es war immer schön und sehr heiss, wie es sich im Juli in Italien gehört. Zusammen mit der grossen Gastfreundschaft der Italiener, dem Zusammentreffen mit den ehemaligen Laverda-Mitarbeitern, der herrlichen Landschaft und der wunderschönen Hin- und Rückreise waren diese knapp 5 Tage für mich der Höhepunkt dieses Sommers.


Publiziert am Donnerstag, 8. August 2013