LCS - Erinnerungen

Laverda Dolomiten-Happening

Freitag, 21. Juni bis Montag, 24. Juni 2002
Bericht: Christian Meier, Urs Hunkeler


Nachdem die letztjährige LCS-Ausfahrt den südlichen Teil der Dolomiten zum Ziel hatte, war den Teilnehmern klar, es war nicht das letzte Mal! Die Dolomiten sind ein kleines Töffahrerparadies, dafür hatten die blutigen Ereignisse des 1. Weltkrieges gesorgt: Die Italiener und die Österreicher haben um jede noch so bedeutungslose Bergkuppe gekämpft, und daher alles mit Strassen erschlossen, die Italiener jeweils bis zu ihrer Stellung, und die Österreicher bis zu ihrer. Nach dem Krieg musste nur noch ein kurzes Verbindungsstück gebaut werden, und fertig ist ein Alpenpass, der eben normalerweise nicht dem Durchgangsverkehr, sondern lediglich dem Freizeitvergnügen dient.

Am Freitag besammelte sich daher eine Gruppe von 11 Laverdas in Buchs SG, um über die österreichische Silvretta Hochalpenstrassen "Bielerhöhe" und via Ötztal "Timmelsjoch" (gegen eine unverhältnismässige Gebühr, 16.00€ / ca. 25.00 Fr. / für einfache Durchfahrt) ins Südtirol zu fahren. Da wir uns zusätzlich das österreichische Autobahn-„Pickerl" sparen wollten, ging es über Landstrassen nach Bludenz, mit einer kurzen Zusatzschlaufe, da wir erst nach dem Weg fragen mussten, denn alle Wegweiser lotsen einem auf die mautpflichtigen Strassen.
Kurz nach Sölden, liessen wir uns vom Brückenwirt in Zwieselstein mit Tiroler „Schmackerln" verwöhnen. Dessen Leistungen, uns wieder einigermassen mit Österreich versöhnten.
Wettermässig hatten wir ein Riesen-Glück, einzelne Tropfen und kurze Stellen nasse Fahrbahn konnten die flotte Fahrt nicht massgeblich beeinträchtigen. Da haben uns deutsche Tourenfahrer (grosse Gruppen) schon eher aufgehalten, da sie von Platz machen wohl noch nie was gehört haben.

Nach zwei italienischen Dolomitenpässen hatten einzelne bereits mehr als 500 km hinter sich und alle waren froh, in Arabba am Fusse der Sella-Gruppe anzukommen. Im Hotel Pordoi empfing uns eine ebenso grosse Truppe von deutschen Laverdafahrern, angeführt von Willi Werndl, der in Simbach (Bayern) ein Laverda-Museum betreibt. Für die folgenden Tage war Arabba nun eine Laverda-Hochburg. Die Hoteleigene Motorradgarage durfte so einige Nächte über 20 Laverdas aller Typen und Versionen beherbergen. Es war schon ein ungewohnter Anblick, eine einsame Ducati unter 20 Laverdas, sonst ist das ja immer umgekehrt! Dies war auch der Grund, dass diese Ausfahrt eben auch Dolomiten-Happening hiess und nicht nur einfach LCS Ausfahrt. Auf alle Fälle kamen die Deutschen- und Schweizer-Laverdafreunde ins Gespräch und man fand viele Gemeinsamkeiten und Synergien. Das erste Resultat könnte ein gemeinsames grosses Treffen für das Jahr 2003 sein.

Am Samstag fuhr eine Gruppe nach Breganze, um Teile aufzutreiben, Kupplungen zu ersetzen oder einfach um Kontakte zu pflegen. Die Teilnehmer der offiziellen LCS-Fahrt (Arwed Bufe, mit zwei Reiseführern) hatte bei 255 km ein Total von 11 Pässen zu absolvieren. Dabei sind wir noch zweifach einem grossen Oldtimer-Corso begegnet, welche auf den gleichen Strassen in Gegenrichtung Ihre Prüfungen hatten. Dabei handelte es sich um sicher über 50 historische Renn- und Sportwagen aus den 30'ger bis 50'ger Jahren. Vertretene Marken wie: Maserati, Ferrari, Aston Martin, Lotus, Alfa-Romeo, Bugatti u.s.w liessen an Exklusivität nichts vermissen.
Diejenigen, denen nach den Strapazen der Hinfahrt nicht bereits wieder nach langem Töffahren zumute war, machten die ca. 70 km lange „Sella-Runde". Eine Fünfergruppe bestehend aus Ruedi, Dölf, Heiner, Philipp und Thomas starteten via den Passo di Campolongo nach Corvara. Danach gings weiter auf den Passo di Gardena, wo ein Halt eingelegt wurde, um die herrliche Aussicht und die tolle Berg-Flora zu bewundern, ebenso auf dem Passo di Sella. Auf dem Passo di Pordoi gönnte man den Laverdas eine 2-stündige Pause; denn Dölf hatte die gute Idee, mit der Seilbahn auf den Sasso Pordoi (fast 3000 m.ü.M) hinaufzufahren, um die Aussicht, die Sonne und einfach das herrliche Wetter und Ambiente zu geniessen.

Eine letzte Gruppe folgte den Spuren der Kämpfe im ersten Weltkrieg, verlief doch während 4 Jahren die Front genau durch Arabba. So konnte man vom Hotel aus sehen, was der sogenannte Minenkrieg am Col di Lana für Spuren hinterliess: Auf einem Gipfel sassen die Österreicher, und auf dem anderen die Italiener. Diese bohrten einen Tunnel unter den gegenerischen Gipfel und wollten ihn wegsprengen. Die Österreicher hörten die Bohrgeräusche und bohrten einen Abwehrstollen, den sie so sprengten, dass der italienische Stollen verschüttet wurde. Trotzdem konnten die Italiener weiterbohren und einen Teil des östereichischen Gipfels wegsprengen. Dies konnte aber die Österreicher nicht vertreiben, diese bohrten einen Stollen und sprengten das Joch, das den einen mit dem anderen Gipfel verband, einfach weg, so dass kein weiterer Bohrangriff mehr erfolgen konnte. Für die drei Sprengungen wurden 5, 32 und 35 Tonnen Dynamit eingesetzt, und der Berg änderte seine Form massgeblich.

Am Sonntag um neun wurden unsere Signorinas in Reih und Glied aufgestellt, für den Fototermin. Anschliessend hiess es für die ersten bereits Abschied nehmen. Einige welche am Montag wieder arbeiten mussten machten sich dann auf den Heimweg. Die offizielle LCS-Fahrt führte ins österreichische Kärnten/Osttirol (Gailtal, wobei weder bestätigt noch dementiert ist, ob die Leute dort auch so sind), die restlichen Laverdistis genossen die verwinkelten Strassen und Pässe in der näheren Umgebung von Arabba.

Am Montag hiess es früh aufstehen, um die durchs Trentino führende Heimfahrt anzutreten. Hier spielte das Wetter nicht immer ganz mit, denn bereits ca. 40 km nach Arabba war die erste Regenetappe angesagt. Kleine Reparaturarbeiten und ein kleiner Ausrutscher des Präsi's (bei welchem ein Blinker geopfert wurde) verzögerten unser Fortkommen. Dafür war aber das Wetter bereits wieder vor Trento optimal und die Strassen trocken. Via Riva del Garda und das Ledrotal, ging es weiter über die landschaftlich und fahrerisch wunderschöne Strecke über den kleinen verwinkelten "Croce Domini" sowie über den Bernina zurück in die Schweiz. Wobei bei Breno ca. 30 km vor Edolo ein richtiges Unwetter niederging und wir ca. 30Min. unterstehen mussten, denn für ein Fortkommen wären da Boote geeigneter gewesen. Ab Edolo war es dann wieder trocken und schön. Erst nach Chur, hatten wir das schlechte Wetter endgültig eingeholt und durften zu dritten Mal die Regenklamotten überziehen.Unseres Wissens sind alle Laverdas und deren Fahrer auch wieder zu Hause angekommen.

Bei einer Gesamtstrecke in 4 Tagen, von ca. 1700km, etwa 25 Alpenpässen (viele über 2000m), unzählige Kehren, davon nur 180 km im Regenkombi und Total nur 270 km bei nasser Strasse, aber alles ganz ohne Schnee und Eis, kann eine doch sehr positive Gesamtbilanz gezogen werden!


Publiziert am Sonntag, 14. Juli 2002