Jura-Fahrt mit Werksbesichtigung der SIM-Motoren AG
Samstag, 25. Juni 2016Text: Oscar Banz, Fotos: Thomas Amiet und Oscar Banz
Wir warteten noch bis gegen 11 Uhr, ob doch noch ein Mitglied den Weg hierher findet, aber dann zwangen uns die aufziehenden Wolken zur Ausfahrt. Wegen der unsicheren Wetterlage führte uns Marcel Richtung Gurnigel anstatt in den Jura. Da er die Gegend ausgezeichnet kannte, führte er uns über schmale Strässchen durch eine traumhaft schöne Gegend. Wenig Verkehr, schöne Kurven, satte Wiesen mit fetten Bauernhäusern liessen uns eine fast unbekannte Schweiz kennenlernen. Geschickt umfuhr er grössere Dörfer wie Schwarzenburg oder Riggisberg, so dass wir zügig vorankamen. Und dann waren wir bereits am Gurnigel, bekannt durch das Bergrennen.
Wir hatten nicht im Sinn, ein Rennen zu veranstalten, auch weil die Strasse durch den grossen Regen in der letzten Nacht noch feucht und mit Laub bedeckt war. Aber das Wetter war immer noch trocken, so dass wir die kurvenreiche Strasse voll geniessen konnten.
Beim Restaurant Untere Gantrischhütte machten wir Mittagsrast. Nach einem kleinen Apéro im Freien verzogen wir uns für "Hamme u Härdöpfu-Gratin" ins Innere. Die Wirtin machte uns keine Vorwürfe, dass wir so wenige waren; sie verstand, dass Töfffahren im Regen nicht jedermanns Sache sei. Und er kam dann auch, der Regen. Dicke Wolken stauten sich am Gantrisch und begannen zu weinen.
So wollten wir im Regen weiterfahren, aber nach ein paar Hundert Meter mündete die Strasse in eine einzige grosse Baustelle. Mit dem Regen ergab das einen gefährlichen Schlammweg, so beschlossen wir eben, umzukehren und den gleichen Weg zurückzufahren. Kaum waren wir etwas weg vom Gantrisch, hörte der Regen auf, die Strasse trocknete ab, und wir konnten zum zweiten Mal die schöne Gegend geniessen.
Als wir dann gegen 15:00 Uhr wieder in Frauenkappelen eintrafen, begrüssten uns ein paar LCS-Mitglieder, die doch noch den Weg dahin gefunden hatten: Thomas Amiet, Urs Hunkeler mit Partnerin Renate sowie Röbi Roth.
Nun führte uns der Werkstattleiter Lorenz durch die Firma. Er stellte uns alle Maschinen vor und was darauf gearbeitet wurde. Die Fülle von Information war so gross, dass ich nun Mühe habe, alles aus dem Gedächtnis korrekt wiederzugeben. Entschuldigt also, wenn ich etwas falsch begriffen habe. Da war eine Maschine, mit der man die Lager einer Kurbelwelle schleifen konnte. Mit einer anderen konnte man die Pleuellager schleifen; nicht einfach, da die Pleuellager exzentrisch zu den Kurbelwellenlagern stehen. Oder Schleifmaschinen, um Flächen plan zu schleifen. Natürlich fehlte die Zylinder-Hohn-Maschine nicht.
Alle Maschinen sahen zum Teil sehr alt aus, aber in einem guten Zustand. Lorenz sagte es dann auch richtig: Unsere Maschinen sind so alt wie die Motoren, die wir revidieren, also passt das zusammen!
Wir sahen viele Motorenteile, an denen gearbeitet wurden: 2 Rolls-Royce Kurbelwellen eines 6-Zylinder-Reihenmotors. Oder ein Bentley-Motor, bei dem es ein Pleuellager zerfetzte. Vermutlich durch Standschaden und infolge zu wenig häufiger Ölwechsel verstopften Ölleitungen geschah dann das Malheur. Oder die gerissene Kurbelwelle eines Austin-Motors: Die Revision in Belgien wurde nicht korrekt durchgeführt, und nach knapp einem Jahr war sie hinüber. Nicht mehr zu retten, aber Lorenz hat bereits eine andere Welle gefunden.
Und Maschinen, um Ventilsitze korrekt einzuschleifen. Eine Wissenschaft für sich, vor allem, wenn man bei alten Motoren keine Vorgaben mehr hat. Und, und, und...
Lorenz erzählte spannend und verständlich all diese kleinen Schicksale, deren Ursachen, und wie sie zu helfen wissen. Genau "Wissen": Das ist das A und O in diesem Metier. Vielleicht finden sich noch Werkstattbücher aus den 30igern oder 50igern Jahren. Aber eben vielleicht auch nicht. Und dann kommen die Erfahrungen und Fertigkeiten dieser Spezialisten voll zum Zug.
Nach dieser spannenden Führung - von der ich nur gerade einen Bruchteil beschrieben habe, aber da hätte ich sonst ein Aufnahmegerät mitnehmen sollen - luden sie uns noch zu einem Z'Vieri ein. Es wurde weiter viel gefachsimpelt, eigene Erlebnisse zum Besten gegeben, eben richtige Benzingespräche.
Leider zogen schon bald wieder dunkle Wolken auf, so dass die ersten zur Heimfahrt aufbrachen.
An dieser Stelle noch einmal unseren herzlichen Dank an Markus und Lorenz für diesen Tag. Markus lässt noch ausrichten, dass Besucher bei seiner Firma immer willkommen sind. Und ich kann euch allen einen Besuch wärmstens empfehlen: Es ist faszinierend zu sehen, was diese Spezialisten mit fast hoffnungslosen Motoren noch alles wieder in Stand stellen können!